Ich arbeite viel mit hochsensiblen Menschen, und hin und wieder werde ich gefragt, ob es denn notwendig ist, Leute in Schubladen zu stecken, wie z.B. die der Hochsensibilität
Grundsätzlich bin ich kein Fan von Schubladen, denn wer erst einmal in einer steckt, hat es oft schwer, da wieder herauszukommen. Und doch nutze ich in diesem Fall eine Schublade.
Warum die „Schublade“ sinnvoll ist, um die Hochsensibilität erkennen zu können
Weil es ein gemeinsamer Nenner ist. Die Menschen, die sich unter dem Begriff der Hochsensibilität (oder Hochsensitivität) wiederfinden, haben vielfach Gemeinsamkeiten:
– Sie sind wahrnehmungsbegabt, d.h. sie nehmen mehr von außen (Geräusche, Gerüche, unterschwellige Informationen…) wahr als die Menschen um sie herum. Deshalb ist eine gute Selbstfürsorge notwendig, um nicht in Reizüberflutung und Stress zu landen
– Sie brauchen immer wieder Rückzugs- und Ruhemöglichkeiten, um die Vielzahl an Reizen, die auf sie einströmen, zu verarbeiten
– Sie sind haben oft ein sehr vernetztes und tiefgehendes Denken und ihnen begegnen Aussagen wie „Worüber du alles nachdenkst“. Damit verbunden ist auch eine hohe Problemlösekompetenz
– Die Mehrheit der hochsensiblen Menschen hat ein starkes Einfühlungsvermögen und kann gut zuhören. Das hat viele positive Seiten und erfordert eine gute Abgrenzungsfähigkeit
– Außerdem bringen viele Hochsensible ein hohes Engagement und Pflichtbewusstsein sowie viel kreatives Potential mit
Viele dieser Eigenschaften erfordern ein gutes Gefühl für die eigenen Grenzen und die Fähigkeit zur bewussten Selbstfürsorge. Wer diese nicht hat, beginnt oft, unter seiner vermeintlichen Überempfindlichkeit zu leiden, sich falsch zu fühlen und wünscht sich, anders zu sein.
Gemeinsamkeiten finden und sich unterstützen
An dieser Stelle ist die „Schublade“ Hochsensibilität eine Hilfe. Denn sie versetzt in die Lage, die Gemeinsamkeiten der Hochsensibilität erkennen zu können und führt Menschen zusammen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Und die sich mit ähnlichen Herausforderungen auseinandersetzen.
Wenn Menschen sich darin wiederfinden, erkennen sie, dass sie nicht alleine sind und dass sie nicht falsch, sondern nur anders normal sind. Und es eröffnet die Möglichkeit, sich gegenseitig Tipps zu geben und zu unterstützen. Ohne den gemeinsamen Begriff hätten sie keinen Ansatzpunkt, um sich zu finden.
Und bei aller Schubladenzuordnung bleibt ganz viel Raum für Individualität, denn die Hochsensibilität ist nur ein Teil der Persönlichkeit und jede/r Hochsensible ist anders.
Wenn bei dir der Gedanke aufgekommen ist, dass du auch hochsensibel bist, und du wissen möchtest, ob das zutrifft, kannst du im Netz eine Reihe von Fragebögen finden. Mit ihnen kannst du deine Persönlichlichkeitsanteile der Hochsensibilität erkennen und einordnen. So findest du z.B. unter www.zartbesaitet.net einen solchen Fragebogen-Test.